Factsheet

Akne

Erstellt von: Stefan Teske Zuletzt revidiert: 11/2021 Letzte Änderung: 11/2021

Grundsätzliches

  • Leichte bis moderat ausgeprägte Akne kann ausschliesslich mit topischen Medikamenten behandelt werden
  • Systemische Therapie bei schweren Akneformen oder Hinweisen auf Vernarbungstendenz
  • Akne bei > 30-Jährigen ist oft Rosacea und keine Akne –> Verdacht auf Rosacea besteht, wenn keine Komedonen sichtbar sind
  • Bei Frauen in den Wechseljahren ist die Akne tarda typisch (eher als Rosacea). Diese endet postmenopausal, die Rosacea bleibt danach bestehen
  • Wichtig ist, dass ältere Patienten generell eher eine trockenere Haut haben als Teenager und dann ein Pflegeprodukt brauchen, das aber die Haut nicht zu sehr fettet, z. B. La Roche-Posay Effaclar H®
  • Überweisung zum Dermatologen bei schweren Akneformen oder Hinweisen auf Vernarbungstendenz und sobald mehr als 20 mg Isotretinoin pro Tag zur Therapie der Akne erforderlich werden.

 

1.  Topische Aknetherapie

Stufentherapie nach Schweregrad

1. Basistherapie bei allen: Lubex® blau 1 x/d, bei dicker Haut und schwerem Befall zum Beispiel bei Männern auf dem Rücken Benzoylperoxid (Lubexyl®) (stärker und ätzender), wird aber meist im Gesicht nicht toleriert.

2. Bei leichter Akne: Clindamycin (Dalacin® T Emulsion): Muss gut geschüttelt werden, 1–0–0–1, streichen und nicht reiben, da bei der Emulsion sonst die wirksamen Teile an den Rand des Reiberadius gedrängt werden. 

3. Bei moderater Akne, zusätzlich zu Clindamycin: Azelainsäure (z. B. Skinoren® Creme 2 x/d)

  • Azelainsäure auch bei Akne tarda und Rosacea als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Therapeutika, nur auf befallene Bereiche und auf Einzelläsionen
  • Akne tarda wird therapiert wie Akne des juvenilen Menschen.

4. Bei Akne comedonica oder Patient*innen, die keine oralen Retinoide wünschen: Adapalen (Differin® Gel 1 x/d)

  • Immer Basistherapie mit Lubex® und Dalacin T®
  • Auf die ganzen befallenen Areale auftragen (vorzugsweise abends), nicht nur auf Einzelläsionen
  • NW: Leicht abschälende Wirkung (Patient*innen aufklären)
  • Nach Abheilung der Akne –> Therapie mindestens sechs Monate weiterführen.
    Hinweis: Patient*innen informieren: Langsamer Wirkungseintritt (nach Wochen), Therapie über mehrere Monate erforderlich.

5. Topisches Retinoid (z. B. Epiduo®, Epiduo forte® oder Aklief®).

6. Systemische Therapie (s. Abschnitt 2).

 

2. Systemische Aknetherapie (in der Regel durch Dermatologen)

Antibiotikatherapie

Systemische Antibiotika (Lymecyclin, Doxycyclin, Tetracyclin)

  • Bei mittelschwerer bis schwerer entzündlicher Akne
  • Immer zusammen mit topischer Therapie (Retinoide oder BPO) 
    • Lymecyclin 1 x 300 mg/d oder Doxycyclin 2 x 50 mg/d respektive 1 x 100 mg/d. Therapiedauer: 1–3 Monate
    • Ohne vorbestehende Lebererkrankung sind Laborkontrollen während dieser kurzen Therapiedauer nicht erforderlich. Auf einen ausreichenden UVA-Schutz achten!

Retinoide (Isotretinoin)

  • Indikationen
    • Bei schwerer papulopustulöser/nodulärer Akne, die nicht genügend auf eine topische und systemische Antibiotikatherapie anspricht
    • In Einzelfällen als „First line“-Therapie (starke Seborrhö und familienanamnestisch starke Akneausprägung der Eltern, frühzeitig erkennbare Vernarbung, schnelle Verschlechterung einer leichten Akne, Dysmorphophobie)
    • Bei Akne tarda oft das einzige wirksame Medikament
    • Dosierung: Roaccutan® 10 mg/d als Initialdosis, im weiteren Verlauf bis auf maximal 0,5–1 mg/kgKG steigern
    • Einnahmedauer: Mindestens sechs Monate, die kumulative Zieldosis 120–150 mg/kgKG

Beachte

  • Keine Kombination mit Tetrazyklinen (–> Entwicklung eines Pseudotumor cerebri), keine Kombination mit topischen Therapien (ausser rückfettende Präparate)
  • Frauen in gebärfähigem Alter: Vor Therapiebeginn ist ein negativer Schwangerschaftstest erforderlich, konsequente Schwangerschaftsverhütung während der Therapie, Patientinnen müssen Einverständniserklärung unterschreiben (Isotretioin ist hoch teratogen)
  • Frauen im gebärfähigen Alter müssen zwingend eine sichere Schwangerschaftsverhütung anwenden und die heterosexuellen Partner zusätzlich ein Kondom verwenden
  • Für Frauen, die nicht heterosexuell aktiv sind, kann ggfls. in enger Kontrolle (monatlicher Schwangerschaftstest) eine Individuallösung angeboten werden, die allerdings nicht rechtskonform der swissmedic-Vorgabe wäre
  • Fünf Wochen nach Beendigung der Therapie –> Schwangerschaftstest
  • Vorübergehende Verschlechterung ist im 1. Behandlungsmonat möglich, besonders bei Patient*innen mit schwerer Akne
  • Kontrolluntersuchungen: Am Anfang der Therapie, einen Monat nach Therapiebeginn und dann alle drei Monate –> Leberenzyme und Serumlipide (Cholesterin, Triglyzeride), Kreatinin überprüfen, bei Frauen im gebärfähigen Alter Schwangerschaftstest.

Antiandrogene

  • Indikationen
    • Bei Frauen mit mittelschweren Formen ev. zusätzlich systemisch hormonelle Antiandrogene (Ethinylestradiol in Kombination mit Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest, Desogestrel, Drospirenon)
    • Nicht als primäre Monotherapie!
    • Antiandrogene reduzieren die Synthese sebozytärer Lipide und verbessern die Akne. Rebound-Effekt bei Absetzen.

Therapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit

  • Topische Verfahren, die erlaubt sind: BPO, Azelainsäure (mit Vorbehalt gemäss Kompendium), topisches Erythromycin, chemische Peelings (mit Vorbehalt), Laser- und Lichttherapie
  • Systemische Medikamente, die erlaubt sind: Erythromycin, Zink und Steroide dürfen bei schweren Schüben und in angepasster Dosierung verwendet werden.

 

3.  Weitere Therapien

Ernährungsumstellung

  • Gewisse Ernährungsformen scheinen Akne begünstigen zu können (hoher glykämischer Index, Milchprodukte in grossen Mengen), eine spezielle Ernährungsumstellung wird aber nicht empfohlen.

Physikalische Therapie

  • Physikalische Therapien sind geeignet, wenn die topische Therapie ungenügend und die systemische Therapie nicht indiziert oder erwünscht ist
    • UV-Therapie ist bei Akne obsolet
    • Blaulicht-Behandlung (415 nm) hat einen leicht antimikrobiellen und antiinflammatorischen Effekt, ist aber aufwändig und wird von KK nicht erstattet
    • Manuelle Komedonenextraktion (Aknetoilette) bei der Acne comedonica durch geschulte Kosmetikerin trägt zu Verbesserung des Hautbildes und der Compliance bei
    • Manuelle Komedonenextraktion erfolgt zuerst mit Wasserdampf, Haut aufweichen (z. B. über einem Topf mit kochendem Wasser), Hände und Haut gut desinfizieren, mit einer dünnen, desinfizierten Nähnadel oder Insulin-Nadel anstechen und vorsichtig ausdrücken. Darauf hinweisen, dass bei Extraktion ab Nasenregion aufwärts Fälle von septischen Hirnthrombosen beschrieben sind.

 

4. Literatur

  1. Nägeli MC, Leuchli S: Akne vulgaris: Aktuelle Erkenntnisse zur Pathogenese und Therapieempfehlungen. Swiss Med Forum 2017;17(39):833-837.
  2. Nast A, et al.: European evidence‐based (S3) guideline for the treatment of acne – update 2016 – short version. JEADV 2016 30(8):1261-1268.
  3. Graber E: Acne vulgaris: Overview of management UpToDate, aufgerufen 10/2021.
  4. Graber E: Acne vulgaris: Management of moderate to severe acne UpToDate, aufgerufen 10/2021.
  5. AAD: Acne Clinical Guideline, 2016.

 

 

Autor: Dr. med. Stefan Teske, FA Dermatologie und Venerologie FMH
Erstellt 11/2021

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