Was ist Migräne und was kann man dagegen tun?

Publiziert am 4. September 2020 von Werner Mäder

Etwa ein Fünftel aller Kopfschmerzpa­tienten leidet an Migräne. Migräne ist vermutlich die Folge einer angeborenen, erhöhten Reaktionsbereitschaft des Gehirns auf äussere und innere Reize. Die Anlage zu Migräne ist vererbbar, es gibt «Migränefamilien». Migräneanfälle können im Lauf des Lebens auch ohne äussere Einflüsse und ohne Behandlung stärker oder schwächer werden.

Gemäss einem Artikel in der SonntagsZeitung sind in der Schweiz schätzungsweise eine Million Personen von Migräne betroffen. Weiter heisst es dort: «Der Ursprung der  Migräne liegt tief im Innern des Gehirns. Ihren Anfang nimmt eine Attacke im  Hirnstamm, einem der ältesten Teile unseres Hirns, und zwar lange bevor der Schmerz pocht, die Übelkeit aufsteigt oder das Licht in den Augen sticht. Was im Hirn von Migränikern geschieht, darüber haben Neurologen jahrzehntelang gerätselt. Heute weiss man einiges, aber noch hat man nicht abschliessend verstanden, was im Detail vor sich geht.»

Ausführliche Informationen über Kopfschmerzen und insbesondere auch über Migräne finden Sie auch im mediX-Gesundheitsdossier «Kopfschmerzen - Was Sie dagegen tun können», das Sie hier als PDF herunterladen können. Die folgenden Abschnitte sind gekürzte Auszüge aus dem Dossier. Sehen Sie dazu auch das mediX-Kurzvideo:

Typische Migräneanfälle

Typische Migräneanfälle dauern meist zwischen vier Stunden und drei Tagen. Meist verstärken sie sich bei körperlicher Betätigung und die meisten PatientInnen fühlen sich während der Anfälle krank. Alltagsaktivitäten sind häufig nicht mehr möglich. Migränekopfschmerzen sind meist ein­seitig und pulsierend, stechend oder hämmernd. Begleitet wird der Migräneanfall oft von Übelkeit und Erbrechen sowie von Licht­ und Lärmempfindlichkeit. Hals­ und Nackenmuskulatur können verspannt sein. Migräneanfälle sind eine Krankheit, die viele Betroffene dazu zwingt, im abgedun­kelten Zimmer zu bleiben.

Migräne mit Aura

Etwa 10 bis 20 Prozent der Migräne­patientInnen erleben zusätzlich vor dem Anfall eine Aura. Das sind Zeichen wie Flimmern vor den Augen, Sehstörungen, Sprechstörungen, Kribbeln an Armen und Beinen, Taubheitsgefühl. Diese Zei­chen verschwinden meist, wenn die Kopfschmerzen einsetzen, können in Ausnahmefällen jedoch bis zu sieben Tage andauern. Eine Migräne mit Aura ist nicht gefährlicher als eine ohne Aura.

Was löst Migräne aus?

Die Ursache für die Migräne ist nicht genau bekannt. Man kennt aber verschiedene Faktoren. Bekannte Auslöser sind:

  • körperlicher oder seelischer Stress sowie Nachlassen von Stress (Wochenende, Ferien)
  • unregelmässiger Schlafrhythmus, Zeitverschiebung bei langen Flügen Wetterwechsel, Föhn
  • Hunger oder das Auslassen von Mahlzeiten
  • bestimmte Nahrungsmittel, wie Käse, Alkohol, Kaffee, Tee, Cola, Glutamat (im Aromat, in chine­ sischen Speisen), Schokolade, Eier, Nüsse, Tomaten
  • Hormonschwankungen bei Frauen (vor oder während der Periode, bei Pilleneinnahme, in den Wechseljahren)
  • Lärm, flackerndes Licht
  • Kontrastmittel bei Röntgenunter­suchungen, bestimmte gefäss­ erweiternde Medikamente.

Migräne bei Frauen häufiger

Frauen leiden dreimal häufiger an Mi­gräne als Männer. Etwa ein Viertel der Frauen unter fünfzig Jahren hat Migrä­neattacken. Die weiblichen Hormone können die Migräne unterschiedlich beeinflussen. Bei einigen Frauen ver­schwindet die Migräne in den Wechseljahren, wenn sich die Hormonspie­gel ändern; bei anderen Frauen tritt sie dann erstmals auf. Ähnlich ist es auch mit der Pille oder einer Hormontherapie: Einige Frauen bekommen davon Migrä­ne, bei den anderen lindert die Hormon­therapie die Anfälle.

Das hilft bei einem Migräneanfall

Medikamente so früh wie möglich einnehmen. Eine Übersicht über die gängigen Medikamente gegen Migräne finden Sie im mediX-Gesundheitsdossier «Kopfschmerzen - Was Sie dagegen tun können», das Sie hier als PDF herunterladen können. Dort finden Sie auch weitere Informationen zum Thema Migräne.

Gönnen Sie sich Ruhe und Ablen­kung: Ziehen Sie sich in ein ruhiges, dunkles Zimmer zurück. Wenn das nicht geht, lenken Sie Ihre Aufmerk­samkeit auf etwas Bestimmtes. Betrachten Sie zum Beispiel ein Bild, oder versuchen Sie, sich in eine angenehme Erinnerung zu träumen. Stellen Sie sich eine schöne Land­schaft vor oder wie Sie Ihr Haustier streicheln.

Migräne vorbeugen

Migräneanfällen kann man vorbeugen, «geheilt» wird die Migräne dadurch jedoch nicht. Mit Medikamenten und einigen vorbeugenden Massnahmen kann man aber erreichen, dass die At­tacken seltener oder weniger schmerz­ haft werden.

  • Finden Sie heraus, was Ihre Migrä­ne auslöst, und versuchen Sie, diese Migräneauslöser zu vermeiden. Was Ihre Migräne auslöst, finden Sie am besten mit einem Kopfschmerztagebuch heraus. (siehe Grafik unten)
  • Achten Sie auf einen regelmässigen Schlaf­-Wach­-Rhythmus: Auch am Wochenende und in den Ferien soll­ten Sie immer etwa zur gleichen Zeit schlafen gehen und aufstehen.
  • Wenn Sie an einem zu hohen Blut­druck leiden, sollte dieser behandelt und auf normale Werte gebracht werden.
  • Tägliche Entspannungsübungen und regelmässige körperliche Bewegung sind sehr Erfolg versprechend. Ach­ten Sie darauf, dass Sie mindestens drei­ bis viermal pro Woche etwa 30 Minuten so trainieren, dass Sie leicht ins Schwitzen kommen.
  • Einigen Patienten hilft Akupunktur.
  • Folgende Medikamente helfen vor­beugend: Betablocker, Kalziumant­agonisten, gewisse Antidepressiva, Antiepileptika, Magnesium (400– 600 mg pro Tag), Vitamin B2, CoEn­zym Q10. Diese Medikamente ver­ringern die Anzahl und die Schwe­re der Migräneanfälle.
Grafik aus dem mediX-Gesundheitsdossier "Kopfweh"
Grafik aus dem mediX-Gesundheitsdossier «Kopfweh»