Heuschnupfen und Covid-19
Publiziert am 7. April 2021 von Werner Mäder
Die Zeit ist wieder mal reif für Heuschnupfen. Rund 1.2 Millionen Menschen – oder knapp jeder Fünfte – leiden in der Schweiz darunter. Wenn im Frühling die Pollen durch die Luft schwärmen, kratzt der Hals und läuft die Nase. Man muss häufig niesen und der Kopf brummt. In diesem Jahr wird alles noch etwas komplizierter, denn viele Symptome beim Heuschnupfen finden sich auch bei einer Covid-19-Erkrankung. Für viele stellt sich deshalb die Frage: Habe ich einfach wieder meinen Heuschnupfen oder bin ich an Corona erkrankt?
Die Beschwerden setzen je nach Pollenart früher oder später ein; aber mit dem sich abzeichnenden Frühling dürften sie alle Betroffenen nächstens treffen. Dennoch: von den rund 3’500 Pflanzen, die nächstens ihre Pollen in die Luft abgeben, können nur gerade 20 einen Heuschnupfen auslösen. Besonders aktiv sind Hasel, Erle, Esche, Birke und Gräser. Bei zwei von drei Betroffenen sind Gräserpollen die Auslöser; daher auch der Name Heuschnupfen.
Heuschnupfen oder Covid-19?
Gut recherchierte Antworten auf die Frage, wie man die Symptome von Covid-19 und Heuschnupfen unterscheiden kann sowie weitere Informationen zum Themenkreis rund um die beiden Krankheiten findet man in einem kürzlich im Tages-Anzeiger erschienen Beitrag. Dieser beschreibt unter anderem, warum bei einer hohen Pollenkonzentration die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus Sars-CoV-2 besteht. Gemäss einer Studie der TU München gäbe es mehr Corona-Infektionen, je höher die Pollenkonzentration sei.
Der Artikel zeigt aber auch im Detail, wie man die Symptome von Heuschnupfen und Corona einfach unterscheiden kann. Besonders hilfreich ist dabei eine anschauliche Tabelle.
Zur Unterscheidung zwischen gewöhnlichem Heuschnupfen und allergischem Asthma schreibt der Autor: Allergisches Asthma "kann sich bei ungefähr einem Drittel der Betroffenen entwickeln, wenn die Pollenallergie nicht richtig behandelt wird. Dann weiten sich die Beschwerden von den oberen (Nasen-Rachen-Raum) auf die unteren Atemwege (Bronchien, Lungen) aus: ein sogenannter Etagenwechsel. Es kommt zu Hustenanfällen, einem Engegefühl in der Brust oder sogar zu Atemnot, wie sie auch bei Covid-19 häufig auftritt."
Zu ergänzen wäre lediglich, dass sich im Rahmen der Teststrategie des Bundes bei Zweifel in jedem Fall ein Coronatest empfiehlt.
Interessant auch der Hinweis, dass von Heuschnupfen oder saisonalem Asthma Betroffene gemäss dem BAG nicht zur Risikogruppe gehören.
Zu lesen ist auch, dass alle geprüften Hygienemasken Blütenpollen abfangen und auf diese Weise in den meisten Fällen Symptome wie laufende Nase, Juckreiz im Mund oder niesen reduziert werden können. Vorsicht gilt bei häufigem Niesen: Denn wenn eine Maske feucht wird, bietet sie kaum mehr Schutz, weder vor Pollen noch vor Viren. "Wer trotz Maske häufig niesen muss, sollte diese regelmässig wechseln, wenn nötig mehrmals am Tag" heisst es im Beitrag. Gegen Juckreiz und gerötete Augen helfen Masken logischerweise nicht. Hier werden Augentropfen empfohlen.
Der Beitrag geht auch auf die Frage ein, ob eine Covid-Impfung auch für Allergiker unbedenklich sei und gibt darauf eine klare Antwort: Ja. Eine Impfung sei bei fast allen Allergien problemlos; also auch bei Heuschnupfen und saisonalem Asthma. Wer schon einmal mit schweren allergischen Reaktionen zu tun hatte, sollte dies jedoch vor einer Impfung mit seiner Hausärztsin oder seinem Hausarzt abklären lassen.
Was tun bei Heuschnupfen?
Beim erstmaligen Auftreten von Heuschnupfen empfiehlt sich eine Abklärung beim Hausarzt, denn ohne Gegenmassnahmen besteht die Gefahr, dass das Immunsystem auf immer mehr Stoffe allergisch reagiert. Im schlimmsten Fall kann sich aus dem Heuschnupfen sogar ein allergisches Asthma entwickeln; die Krankheit wandertt von den oberen Atemwegen nach unten in die Lunge.
Steht einmal fest, dass es sich tatsächlich um Heuschnupfen handelt und sind auch die Pollen bekannt, auf die eine PatientIn reagiert, so kann man Gegenmmassnahmen ergreifen. In erster Linie sollte man versuchen, den Kontakt mit den relevanten Pollen zu meiden. Zwar hilft hier die weiter unten erwähnte Pollen-App, aber im Alltag ist das bei Pollenallergikern meist nicht wirklich machbar.
Ausserdem kann der Hausarzt oder die Hausärztin zur Behandlung der Symptome Medikamente verschreiben oder eine systemische Immuntherapie durchführen lassen. Diese gilt aktuell als eizige Heuschnupfentherapie, die bei den Ursachen ansetzt und nicht nur die negativen Auswirkungen reduziert. Dabei wird das Immunsystem der PatientInnen mit den heuschnupfenauslösenden Stoffe in langsam ansteigenden Dosen darauf trainiert, diese Stoffe zu tolerieren.
Eine App hilft im Umgang mit Heuschnupfen
Eine nützliche Hilfe ist auch die kostenlosen Smart-Phone-App «Pollen-News» (iPhone und Android) von MeteoSchweiz und vom aha! Allergiezentrum Schweiz. Sie bietet Pollenallergie-Betroffenen nach einem kurzen Blick aufs Handy jederzeit und überall Informationen darüber, wo wie viele Pollen fliegen, was gerade blüht und was sie tun können, damit der Ausflug ins Grüne nicht zur Qual wird.
Für einen Spaziergang eignet sich die Zeit 30 Minuten nach einem Regenschauer am besten – und bei Sonnenschein die Sonnenbrille nicht vergessen. Wer in der Stadt wohnt, sollte ausserdem seine Wohnung jeweils morgens zwischen 6 und 8 Uhr lüften; auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr. Und: Pollenallergiker sollten besser am Abend duschen. So werden die Pollen aus Haut und Haaren gespült.
Der Beobachter schreibt in seinem Beitrag "Allergiker zwischen den Pollen": "Heuschnupfen ist eine einzige Fehlreaktion: Der Organismus reagiert auf einen eigentlich harmlosen Stoff (hier: das Protein der Pollen). Beim Einatmen oder im direkten Kontakt mit Pollen, die in der Luft schweben, schwellen Bindehaut und Nasenschleimhaut an. Die Symptome ähneln einer Erkältung: Juckreiz (in Gaumen, Nase und Ohren), Niesattacken, Fliessschnupfen, verstopfte Nase, juckende oder tränende Augen."